In dieser Folge spricht Adriano mit Matthias Kunz, Head of Automation and AI bei wemakefuture, über moderne Automatisierungslösungen sowie ihr eigenes Tool „0CodeKit“. Es geht unter anderem um die Vor- und Nachteile von Tools wie Make, Zapier, n8n und Microsoft Power Automate sowie über Use Cases aus Matthias’ Alltag. Außerdem erklärt er uns, was 0CodeKit ist und warum es den Alltag von Entwickler:innen so sehr erleichtern kann.
Matthias Kunz ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass der Weg zur Prozessautomatisierung von vielen Seiten erfolgen kann. Mit einem Hintergrund in Volkswirtschaft, Politik und Staats- und Völkerrecht ist Matthias alles andere als ein klassischer IT-Experte. Seine erste Berührung mit Automatisierung hatte er während des Studiums, als er für eine Studentenorganisation mit dem Tool Zapier experimentierte. Später, im Berufsleben, war er oft derjenige im Team, der „sich mit Computern auskannte“ und nach Wegen suchte, Prozesse zu vereinfachen. Seine Faszination für Automatisierung entstand aus der Notwendigkeit, mit begrenzten Ressourcen Events und Konferenzen zu organisieren – und dies effizienter zu gestalten.
Ein Schlüsselmoment war ein Automatisierungsprojekt während seines Studiums: Er setzte ein Formular zur schnellen Abwicklung der Eincheckvorgänge bei einer Konferenz ein. Dies ermöglichte es, mit nur zwei Personen eine große Anzahl von Teilnehmern zu verwalten – für Matthias war das ein beeindruckender Einblick in die Möglichkeiten der Automatisierung.
wemakefuture ist eine Low-Code/No-Code-Agentur, die sich auf Prozessautomatisierung und Prozessoptimierung spezialisiert. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen von der Web-App-Entwicklung bis hin zur Erstellung von Central Data Hubs an. Der Kern ihrer Arbeit bleibt jedoch die Automatisierung. Die Kunden von wemakefuture stammen größtenteils aus dem DACH-Raum und Europa, doch ihre Automatisierungslösungen finden weltweit Anwendung.
Im Podcast erklärt Matthias, dass die Projekte bei wemakefuture stark variieren: Während einige Kunden nur kleine Automatisierungen benötigen, die etwa Datensätze verschieben, benötigen andere umfassende Lösungen, die den gesamten Customer Lifecycle eines Unternehmens automatisieren. Projekte können von wenigen Manntagen bis hin zu mehreren Jahren betreut werden, je nach Komplexität und Umfang.
Ein spannender Aspekt der Automatisierung, so Matthias, sei die Zusammenarbeit mit internen IT-Teams von Kunden. Obwohl No-Code/Low-Code-Lösungen immer beliebter werden, stehen noch heute viele IT-Fachkräfte diesen Lösungen skeptisch gegenüber, da sie sie nicht als „echtes Programmieren“ ansehen. Matthias erklärt jedoch, dass viele IT-Abteilungen froh sind, Routineaufgaben abgeben zu können, um sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Oft führt eine erfolgreiche Implementierung dazu, dass IT-Teams die Vorteile der Automatisierung erkennen und selbst beginnen, ähnliche Lösungen umzusetzen.
Neben den bekannten Plattformen wie Make und Zapier nutzt wemakefuture auch Power Automate von Microsoft, insbesondere in Kombination mit Microsoft-Anwendungen. Power Automate bietet einige Vorteile für Microsoft-basierte Workflows und kommt oft dann zum Einsatz, wenn externe APIs nur eingeschränkten Zugriff bieten. Dafür eignen sich nämlich die Robotic Process Automation (RPA) Funktionen von Power Automate. RPA ermöglicht es, zum Beispiel Klickbots zu nutzen. So können Prozesse auch in älteren Systemen oder öffentlichen Online-Portalen automatisiert werden.
RPA wird bei wemakefuture jedoch nur dann eingesetzt, wenn keine API verfügbar ist. Denn APIs sind wesentlich effizienter und weniger fehleranfällig als Klick-Bots, die Benutzeraktionen simulieren.
Matthias erzählt im Podcast von einem besonders interessanten Bereich, dem Freelancer-Management für Kunden aus verschiedenen Branchen, wie Stadtführungen, Hochzeitsband-Agenturen und Comiczeichner-Dienstleister. Diese Kunden arbeiten mit einem Pool an Freelancern und benötigen oft schnelle Lösungen für die Koordination und Kommunikation mit diesen Partnern. Die Automatisierung ermöglichte es ihnen, Angebote schneller zu erstellen und Anfragen effizienter zu managen. Matthias beschreibt, dass solche Projekte ihn besonders begeistern, da er tief in die Logik und Struktur der Prozesse eintauchen kann.
0CodeKit ist - wenn man so will - ein API Werkzeugkoffer. Es bietet die Möglichkeit, über 140 verschiedene API Endpunkte zu nutzen, die ganz bestimmte Aufgaben lösen. Zum Beispiel kann man einen Währungsrechner nutzen, aber auch geografische Entfernungen berechnen lassen oder sich von einer KI die Bildqualität verbessern lassen. Dieses Tool hat wemakefuture selber gebaut. Matthias verriet uns, dass sie sich genauso ein Tool früher gewünscht hatten und deshalb kurzerhand selbst gebaut haben.
Eine besondere Neuerung bei 0CodeKit ist die Implementierung von Texterkennung und Dokumentenanalysen, die über einfache Bilderkennung hinausgehen. So können beispielsweise Rechnungen automatisch analysiert und die relevanten Informationen extrahiert werden. Diese Funktionalitäten, die früher nur teuren Enterprise-Lösungen vorbehalten waren, stehen nun Low-Code-Entwicklern zur Verfügung, was den Einsatzbereich der Automatisierung erheblich erweitert.
Ein weiteres Beispiel ist die Möglichkeit, mithilfe von KI automatisch Inhalte auf Social Media zu verschlagworten oder Support-Tickets zu kategorisieren. Solche Anwendungen zeigen, wie KI und Automatisierung Hand in Hand gehen können, um sowohl interne Prozesse als auch Kundenerlebnisse zu verbessern.
Zum Abschluss der Episode gab Matthias noch einige wertvolle Tipps für alle, die sich neu mit der Prozessautomatisierung beschäftigen. Sein Ratschlag: Einfach ausprobieren und mutig sein. Am Anfang sei es wichtig, alles Mögliche zu automatisieren und dabei nicht zurückzuschrecken, wenn etwas mal nicht funktioniert. Jedes Experiment und jede neue Automatisierungsmöglichkeit bietet wertvolle Lernerfahrungen.
Zusätzlich empfiehlt er, Ressourcen wie die Make Academy oder unsere VisualMakers Make Kurse zu nutzen, um sich mit den Funktionen und Möglichkeiten von iPaaS-Plattformen vertraut zu machen. Auch Community-Inhalte sind eine wertvolle Quelle, um das eigene Wissen zu erweitern und sich mit anderen Low-Code-Entwicklern auszutauschen.