No-Code ist längst nicht mehr nur eine nette Spielerei für ein paar Hobby-Developer, die Entwicklungszeit sparen möchten, sondern hat sich längst als Must-Have für Unternehmen, Gründer:innen und Maker aller Art etabliert. Und obwohl das No-Coden immer leichter wird, wird die Auswahl des richtigen Tools zunehmend schwerer. Grund dafür sind immer neue Tools und immer mehr Features existierender Tools.
Als Anbieter von No-Code Tools hast du vor allem das Ziel, immer mehr Nutzer:innen für dich zu gewinnen - am liebsten alle No-Coder! Aber kein No-Code Tool kann alles und jeden zufriedenstellen. Auch in der Welt von No-Code gibt es keine eierlegende Wollmilchsau. Das Problem ist nur, manche Anbieter wollen uns genau das glauben machen. Claims wie “The most powerful No-Code Tool in the world!” oder “The only No-Code Tool you will ever need!” sind vielleicht gut fürs Marketing, aber schlecht für potenzielle User. Natürlich wollen sich Tools von ihrer besten Seite zeigen. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass potenzielle Nutzer:innen wissen, wo die Grenzen des Tools sind. Doch einen übergreifenden und objektiven No-Code Tool Vergleich können wir von den einzelnen Tools wohl nicht erwarten. Da hilft also nur, selber zu vergleichen.
Doch, leider ist das Ganze etwas schwerer als vielleicht gedacht. Denn verschiedene Tools haben verschiedene Features, Preise, Schwierigkeitsstufen, Stärken, Schwächen, Anwendungsfälle etc. Diese ganzen Dimensionen über mehrere Tools hinweg zu vergleichen ist ganz schön kompliziert. Und gar unmöglich, wenn Tools gewisse Informationen nicht herausgeben oder bei diesen intransparent sind. Deshalb haben wir eine Checklist zusammengestellt, an der man sich halten kann, um sicherzustellen, dass das ausgewählte Tool zu einem passt.
Diese Punkte sind die Punkte, die wir bei VisualMakers für besonders relevant erachten. Die Checkliste als interaktiver Fragebogen inklusive KI-gestützte Empfehlung gibt es hier: visualmakers.de/no-code-navigator
Definiere zuerst, was du eigentlich bauen möchtest. “Das weiß ich doch schon!” magst du jetzt vielleicht sagen. “Ich möchte einen Online Shop bauen!”. Aber als was? Als E-Commerce Store? Als Peer-2-Peer Marktplatz? Brauchst du eine Handy App dafür?
Wir bei VisualMakers teilen deshalb auf der oberste Ebene alles in drei Bereiche auf: Apps, Webseiten und Prozessautomatisierungen.
Apps können dann in Mobile Apps oder Web-Apps aufgeteilt werden. Mobile Apps wiederum danach, ob du die App in einem App Store veröffentlichen möchtest (sogenannte Native Apps) oder nicht. Bei zweiterem spricht man von sogenannten Progressive Web Apps (PWAs). Diese können auf dem Home Bildschirm von Smartphones installiert werden ohne davor in einem Store veröffentlicht werden zu müssen.
Bei Webseiten stellt sich die Frage, ob das eine reine Informationsseite werden soll oder ob sich dort z.B. auch User registrieren und einloggen können. Soll die Webseite eine Check-out oder Shop Funktion haben? Soll das ganze ein E-Commerce Store sein oder eher ein Marktplatz?
Bei Prozessautomatisierungen ist das ganze etwas komplizierter. Dazu mehr bei der Sektion zu den Preisen.
Wir haben vor einiger Zeit einen Blogartikel zu verschiedenen Pricing Modellen veröffentlicht. Den Artikel findest du hier.
Fast alle No-Code Tools kannst du kostenlos ausprobieren. Manche zeitlich begrenzt, andere auf wenige Funktionen begrenzt. Doch so ziemlich bei jedem Tool wirst du zur Kasse gebeten, um dein fertiges Projekt wirklich nutzbar zu machen. Meistens kann man im Free Plan die App nicht veröffentlichen oder die Anzahl von Usern, Workflows, Datenbankeinträge o.ä. ist stark begrenzt. Aber das ist ja auch in Ordnung. Die Firmen möchten am Ende des Tages Geld verdienen und bieten dafür großartige Tools an. Dennoch möchtest du als User eine Entscheidung treffen, bevor du bezahlst. Deshalb sollte man sich genau mit dem Pricing des Tools beschäftigen.
Dabei gibt es zwei Arten von Preissetzung: monatliche Abonnements oder Pay-per-use. Die meisten bieten erstere an, andere bieten eine Kombination von beiden, zum Beispiel Bubble oder Make.
Meistens sind die wichtigsten Features, die ein Pricing Plan beinhaltet, schnell ersichtlich. Hier bei Flutterflow sieht man sofort, dass man im Plan für 30$/Monat nicht die Möglichkeit hat, die App im Apple und Google App Stores zu veröffentlichen. Wenn das Publishing ein zwingendes Kriterium für dich ist, dann weißt du, dass du bei Flutterflow mindestens 70$/Monat zahlst. Basierend darauf kannst du das dann z.B. mit Adalo vergleichen.
Bei diesen Modellen hängen die Gesamtkosten an Parametern wie z.B. Nutzung von Speicherplatz, aktive App User o.ä. ab. Das macht die Abschätzung von Kosten schwieriger aber je nach Use Case mindert es sogar die Kosten.
Bubble z.B. hat ein monatliches Abonnement inklusive einer begrenzten Anzahl an sog. Workload Units (WLU). Das ist die Einheit anhand der Bubble neuerdings die genutzt Arbeitskapazität von Apps festmacht. Wenn man die im Monatspreis beinhalteten WLU also verbraucht, zahlt man drauf. Hier muss man also vorher gut absehen können, wie die Nutzung der eigenen App ausfallen könnte. Es kann dann sogar gut sein, dass sich das monatlich teurere Abonnement gegenüber dem günstigeren sogar rechnet.
Doch diese Abschätzung ist ziemlich schwer. Erst recht, wenn, wie im Fall von Bubble, die Berechnung dieser Einheiten nicht transparent ist. Anders sieht es da bei iPaaS Tools wie Make oder Zapier aus.
Bei Automatisierungstools wie Make, Zapier, Latenode, IFTTT und anderen gibt es in den monatlichen Preisen ebenfalls eine Begrenzung die verknüpft an bestimmte Parameter ist. Bei Make sind die sog. Operations begrenzt, bei Zapier sind es die Zaps. Was genau das für die jeweilige Plattform heißt, erklären sie selbst am besten (Make.com Aritkel zu Operations - Zapier Artikel zu Zaps).
Für dich heißt das, gut überlegen welches Abrechnungsmodell besser passt. Willst du nur eine Automatisierung bauen oder 100? Wie viele Schritte sollen deine Automatisierungen haben? Welche Verknüpfungen zu anderen Apps brauchst du? etc.
Um den Schwierigkeitsgrad eines No-Code Tools einzuschätzen, gibt es eine gute Daumenregel: je mehr mit dem Tool machbar ist, desto schwieriger ist es, es zu erlernen. Diese Beziehung ist keinesfalls linear und überhaupt ist die Schwierigkeit natürlich subjektiv. Dennoch, lohnt es sich, diese Daumenregel im Hinterkopf zu behalten.
Hier ein Beispiel anhand von Tools um diese Regel besser einzuschätzen.
Das Tool Carrd ist die wohl einfachste Form eine Webseite zu bauen. Das Tool kommt aber auch schnell an seine Grenzen. Webflow hingegen ist eines der Leistungsstärksten No-Code Tools für Webseiten. Doch das Erlernen und Beherrschen von Webflow dauert seine Zeit.
Ähnlich ist es z.B. bei Softr und Bubble. Softr ist um Längen einfacher zu erlernen und zu beherrschen als Bubble. Als absolute:r Anfänger:in bekommt mit Softr in wenigen Stunden fertige Web-Apps. Dieselbe App in Funktion und Design wird mit Bubble Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern. Doch mit Softr kommt man ebenfalls schnell an seine Grenzen, wenn es um die Individualisierung von Funktionen und Features geht. Bei Bubble wird das wesentlich länger dauern - oder gar nicht erst eintreffen.
Mit leichten Tools bist du schnell, mit schweren Tools kommst du weit.
Entscheidend ist hier also, deine Abschätzung davon, was dein Tool alles können soll. Für gut definierte Apps wie z.B. ein CRM, ein Mitarbeiterverzeichnis o.ä. kannst du dir sicher sein, dass du mit Glide oder Softr das perfekte Tool hast. Ist deine Idee weitaus weniger definiert, kann es durchaus Sinn ergeben, die Zeit in Bubble, WeWeb oder Flutterflow reinzustecken.
Welche Funktionen ein No-Code Tool haben muss hängt von deinem Ziel ab. Hierbei gibt es klar definierte Funktionen und was wir “implizite” Funktionen nennen.
Klar definierte Funktionen sind z.B. “Kann ich damit Zahlungen annehmen?”, “Kann ich Excel anknüpfen?”, “Kann ich Custom Code einbetten?”, “Kann ich den Code der App exportieren?” etc.
Implizite Funktionen sind etwas schwieriger zu erkennen. Meistens sind das nämlich Features, die man bauen möchte. Doch um diese zu bauen, muss das No-Code Tool eben die nötigen Funktionen haben. Zum Beispiel “Kann ich ein Onboarding Prozess bauen, bei dem der User durch verschiedene Schritte geführt wird? Dabei soll man einen Prozessbalken sehen können.”
Hier helfen vor allem zwei Dinge: zu schauen, welche Apps mit dem Tools schon gebaut wurden und zu schauen, welche Templates angeboten werden.
Die meisten No-Code Anbieter featuren Case Studies, die zeigen, welche tollen Projekte mit dem Tool schon umgesetzt wurden. Dort könnte also auch etwas dabei sein, was genauso oder ähnlich genug zu dem ist, was du bauen möchtest. Das ist ein gutes Indiz dafür, dass auch deine Idee damit umsetzbar ist.
Bei Templates handelt es sich quasi um Schablonen von Apps. Diese sind vorgefertigt und meistens auch schon komplett nutzbar. Die Idee hierbei ist, dass du dir die schwere Arbeit sparst und nur noch eine Designanpassungen und weitere kleine Adaptionen vornimmst.
Auch hier gilt: mit leichten Tools bist du schnell, mit schweren Tools kommst du weit. Du solltest du dir also im Klaren darüber sein, welche Features du anbieten möchtest.
Mit Nutzer sind nicht die Endnutzer der fertigen App gemeint, sondern diejenigen, die mit dem No-Code Tool arbeiten müssen. Entweder, weil sie die App von vornherein bauen, oder weil sie später die Instandhaltung und Erweiterung übernehmen. Sind diese Personen erfahrene Developer, werden sie weitaus komplizierte No-Code Tools leicht beherrschen. Sind es aber z.B. Kolleg:innen aus der Marketing Abteilung, dann sollte das No-Code Tool das entsprechende Level haben.
Beispielsweise werden die allermeisten schnell mit der No-Code Datenbank Airtable zurechtkommen. Um hingegen mit Xano als Datenbank zu arbeiten bedarf es weitaus mehr technische Skills.
Besser als reines überlegen, wer damit zurechtkäme oder nicht, ist mit diesen Personen zu sprechen. Vielleicht verstecken sich darunter erfahrene No-Coder oder solche, die es werden möchten.
Die Wahrheit ist, der Königsweg zum No-Code Tool ist ein noch ein Pfad, den jeder für sich selbst gehen muss. Eine universale Lösung gibt es (noch) nicht. Aber mit klaren Vorstellungen und einer guten Recherche kannst du das Tool finden, das genau zu dir passt.
Mit unserem No-Code Navigator bekommt man zumindest schon mal zwei passende Möglichkeiten als No-Code Tool vorgeschlagen. Und wenn du dich auch dann noch bei der Entscheidung schwertust, gibt es immer die Option unserer Slack Community beizutreten. Dort warten 650+ andere No-Coder auf dich und deine Fragen! Hier geht’s zu Community.
Und vergiss nicht: No-Code geht über das Tool hinaus. Es ist eine Denkweise, ein aufregendes Versprechen von Autonomie und Geschwindigkeit in einer Welt, in der Software längst den Ton angibt. Wir haben den besten Einstieg in diese Welt: unser No-Code Fundamentals Kurs. Über 700 Absolvent:innen haben diesen schon erfolgreich gemeistert! Hier geht’s zum Kurs.